Schal-Metamorphose, Teil 1

Endlich habe ich Zeit für ausgefallene Projekte, ganz ohne Druck und aus Spaß zum Experiment.

Gestern habe ich ein Projekt angefangen, das lange in meinem Kopf herumschwirrt: aus Schals neue Kleidungsstücke zu gestalten, indem Stick- und Häkelteile, -elemente und -motive die prägenden Details ausmachen.

Mit oder ohne Zeichnung.In diesem Fall ohne.

Work in Progress: zuerst den Schal durch die Mitte schneiden. Sie sollen die Hauptstruktur eines Ponchos hergeben.

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Dann die Rückenmitte durch einen texturierten Streifen strecken und mit beiden Teilen verbinden. Ich habe die Maschen gleich auf dem Schal angeschlagen.

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Die durchgeschnittenen Enden müssen einen sauberen Abschluss bekommen, deshalb benutze ich dünne Stricknadeln und masche jede einzelne Masche ein und ab.

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Durch passende Wolle (Dicke und Farbe) kann man bei der Fortsetzung des Rückenteils interessante Effekte erzielen.

Ich habe beide Rückenteile um je ca. 10 cm verlängert. Wie das aussieht und wie das Kleidungsstück weiter Form annimmt, erfahrt ihr bald.

Fortsetzung folgt 🙂

Eure Bennelle

 

 

 

Gestrickte Kinostars

Stricken ist schon lange nicht mehr mein Ding, aber viele von euch sind bestimmt eher Stricker als Häkler oder eben Sträkler. Aus diesem Grund stelle ich euch eine kleine Kollektion von gestrickten Kinostars vor, die ich als Anleitungen auf Englisch entdeckt habe. Alle stammen aus dem Online-Magazin „Canadian Living“, aber ursprünglich kommt das Design aus dem Buch „Knittet Icons“. Um zum Buch zu gehen, klickt einfach auf das Foto unten:

Mit der exklusiven Erlaubnis der Autorin veröffentlicht das Magazin die Anleitungen zu zwei weltberühmten Frauen mit mit ihrer unverwechselbaren  Sinnlichkeit:

Audrey Hepburn

Knit an Audrey Hepburn doll: The doll

Eine meiner Lieblingsschauspielerinnen. An dem Design könnte man noch arbeiten, aber die Idee finde ich doch cool. Zur Anleitung geht es hier lang: http://www.canadianliving.com/crafts/knitting/knit_an_audrey_hepburn_doll.php

Marilyn Monroe

Knit a Marilyn Monroe doll

Erkennungsmerkmal aus „Das verflixte siebte Jahr“: Marilyn auf dem Gitter mit der Heißluft. Die Anleitung findet ihr hier: http://www.canadianliving.com/crafts/knitting/knit_a_marilyn_monroe_doll.php

Beide Figuren sind aus einem Grund-Puppen-Modell entstanden.

Knit a basic doll

Das Feigenblatt finde ich schon witzig, da die Puppe eigentlich unisex ist. Daraus könnt ihr ruhig einen Brad Pitt  zaubern. Das „Basic Doll“ zum Stricken gibt es hier:  http://www.canadianliving.com/crafts/knitting/a_basic_doll_to_knit.php

Ich bleibe auf jeden Fall beim Häkeln von Puppen. Einige sind schon in Arbeit. Lasst euch überraschen!

Eure Bennelle

Tag der Handarbeit – macht ihr mit?

Von dem Tag der Handarbeit als Initiative an sich habe ich erst vor einigen Tagen aus der schweizer Perspektive erfahren. So konnte ich auch zum ersten Mal das Denkmal der Handarbeiterin bewundern:

Bronzeskulptur Strickerin

Die Idee von der Strickerin aus Bronze stammt von Adriana Meier-Pianegonda.  Im Sommer 2011 ist die Schweizer Wollfirma AHA-Mode nach Chur umgezogen. Vor dem neuen Laden fand die Skulptur den richtigen Platz.

Onza Denkmal für die Handarbeit mit Widmungstafel

Die Figur wurde auf den Namen Onza getauft. Onza heisst „Masche“ auf romanisch. Sie wurde am 26. – 28. August 2011 mit einem Fest eingeweiht. Sie verkörpert die Bedeutung der manuellen Tätigkeit, die das Überleben der Menschheit sicherte und heute zu wenig Anerkennung bekommt.

Durch einen Verteiler der DaWanda-Mütter bekam ich den Link zu den deutschen Organisatoren der diesjährigen Initiative der Handarbeit und teile den Aufruf gern mit, für die Tafel unter dem Motto „Mitmachen und Freude teilen“ Accessoires für Mädchen und Jungen, Männer und Frauen anzufertigen. Alle können sich beteiligen und etwas beisteuern, was sie aktuell gestrickt, genäht oder gehäkelt haben, vor allem aber Mützen oder Schals für Babys, Kinder und Erwachsene.

Wie, wo und wann erfahrt ihr hier: http://www.initiative-handarbeit.de/de/Aktuell/Tag-der-Handarbeit-2013.php

Ich weiß schon was ich verschenken werde und mache sehr gern mit.

Stricken als Protest

In einer Inszenierung des Stückes „Utopia. Gesellschaft ohne Kapital?“ des Theaters 1000 Hertz klappern im Hintergrund die Schauspieler unaufhörlich mit ihren Stricknadeln.  Stricken als Protest.

„Wir sind ein riesiger Pullover, der sich auflöst“,  bekennt sich die Heldin als klammheimliche anarchische Proteststrickerin.

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Mein Freund hat Theaterwissenschaft in Erlangen studiert und hat mir erzählt, wie alle zusammengesessen haben, politisiert und diskutiert haben und alle, Männer und Frauen, ständig etwas gestrickt haben. Das war Ende der 80er Jahre. Was haben sie denn gestrickt? Schals, sagte er. Hat sie auch jemand getragen? Nein. Es gehörte einfach dazu. Protest oder Gruppenzwang?

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Auch in der Ökobewegung der 80er-Jahre stand das Stricken im Blick der Öffentlichkeit. Mit der Anti-Atom-Bewegung und den Grünen kommt Stricken wieder in Mode.

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Michael Cramer, von 1989 bis 2004 verkehrspolitischer Sprecher der grünen Fraktion, saß häufig mit Strickzeug im Plenarsaal und produzierte Pulswärmer, Babysocken, Schals, Mützen und – Pullover. Das wohl bekannteste Stück ist sein Anti-Atomkraft-Pullover, den er in seiner Zeit als Lehrer gestrickt hatte und immer noch tagtäglich trägt. Sogar in seiner jetziger Amtszeit als EU-Parlamentarier in Brüssel.

Auf der Homepage der Grünen Fraktion verspricht man uns in zwei Artikeln das Strickmuster zum Antiatompulli… Wie schade, dass das Muster war nicht mehr aufzufinden ist …

Ich besuche die Homepage von Kirsten Brodde (http://www.kirstenbrodde.de/?p=1068), der die Berliner Grünen aufgetragen haben, das Muster aus dem Pulli herauszuheben und der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen (wohlbemerkt: das Muster und nicht die Anleitung), doch da funktioniert der Link auch nicht. Die Grünen hatten anlässlich der 30-jährigen Feier ihres Bestehens einen Wettbewerb zum Thema „Wer strickt den besten Antiatompulli“ gestartet. Von den Ergebnissen des Wettbeverbs konnte ich keinen Namen erfahren und nur diese Fotos ausfindig machen:

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Die kunstvolle modische Umsetzung des Themas hat das Label Kirsten Brodde selbst geschaffen. Hier ist die damenhafte Variation des Antiatompullis:

Natürlich sollte dieser käufliche Pulli auch 100% ökologisch rein sein. Kirsten schreibt dazu „Es gibt nur ein Stricklabel in diesem Land, was einen so eigenen Stil hat wie das von Carolin Ermer-Graening. Was in Berlin zu Hause ist und absolut konsequent in puncto Ökologie und Ethik. Seit 2006 gibt es caro e. “

Heute ist Stricken für Männer  im Plenarsaal wieder in, wie dieser Schnappschus vom Grünen Parteitag in Erfurt beweist:

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Die Piraten , schließen sich dieser Tendenz auch an. Beachtet dabei die Vielzahl an verschiedenfarbigen Knäueln im geöffneten Wollkoffer! Anke Domscheit-Berg strickt einen kunterbunten Schal.

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Einige Parteikolleginnen sitzen neben ihr und tun es ihr gleich:

Piraten Parteitag

Protest, aber nett

Die Piraten erinnern in vielen Punkten an die frühen Grünen. Dies spiegelt sich nicht zuletzt optisch wieder: Das unangepasste Äußere in den Parlamenten ist ein Statement – Wollpullis, Sonnenblumen und Latzhosen bei den Grünen, Laptops, Blaumänner und Trainingsjacken bei den Piraten.

Auf dem Parteitag in Bochum rief Anke Domscheit-Berg zum Stricken auf: „man kann übrigens alles umstricken/-häkeln, Stuhlbeine, Stecker, Stehmikrofone, Gerueste, Gelaender“.

Wie wahr, aber verschwindet auch der Rost unter dem Häkelkleid?

 

Protestmütze und Gesichtswärmer

Draußen ist es klirrend kalt und das am Tag vor Ostern. Wir kommen nicht umhin, uns warm zu verpacken, bevor wir die temperierte Wohnung verlassen. Und Kopf und Ohren müssen geschützt sein, damit man sich keine üble Erkältung anhängt. Männer schwören auch auf die warmen Bärte, die besonders in Kanada das Gesicht vorm Erfrieren schützen. Wie man einen Bart häkelt, zeigt uns Julia in ihrem Video auf Youtube.  Aber noch besser wäre es mit einer Gesichtsmaske, wo nur die Augen freien Zugang zu der kalten Luft bekommen.

Wie wäre es mit einer PROTESTMASKE, die man selbst stricken kann? Wollen Sie sich mit den verurteilten Sängerinnen der Band „Pussy Riot“ solidarisch zeigen? Die Strumpfmaske gilt mittlerweile als Symbol für die Musikerinnen, die es gewagt hatten, in der Moskauer Erlöserkathedrale ein „Punkgebet“ mit dem Titel „Mutter Gottes, vertreibe Putin“ aufzuführen. Nach ihrer Verhaftung gab es Protestaktionen in der ganzen Welt.

In Düsseldorf waren sie ein Karnevalsobjekt:

Bild

In Brasilien gingen halbnackte Frauen mit Transparenten auf die Straße.

In London war der Protest nicht so aufwendig, aber beeindruckend. Bei den Strickmasken haben die Aktivisten jedoch getürkt: sie stellten sich mit fertig gestrickten und gelöcherten Mützen auf:

Demonstration to support Russian music group Pussy Riot

Ist es nicht besser alles richtig zu machen? Wenn schon, dann mit eigener Kraft die Strickmütze herstellen?

Ich habe eine Strickanleitung für diese warme Gesichtsmütze mit Durchblick nur für die Augen gefunden und teile sie hier gern mit.

Wenn jemand solch eine Mütze tatsächlich draußen trägt, ob aus Protest, aus Spaß oder aus Sehnsucht nach Wärme, wäre ich sehr dankbar für Kommentare und Fotos.